Brave New Work – Die Teilzeitrevolution

Die 4-Tage-Woche: Zwischen Chance und Untergang

Es ist wohl häufig beängstigend, einen Grundpfeiler der Zivilisation fallen zu sehen. Eine eherne Stütze des menschlichen Zusammenlebens schwankt bedrohlich, und die Wirtschaft kauert in Demut danieder. Die 5-Tage-Woche prägte unser Land über viele Jahrzehnte hinweg und trug uns durch einige Unwägbarkeiten der deutschen (Wirtschafts-)Geschichte. Fragen wir unsere Eltern und Großeltern, so berichten diese noch von der 6-Tage-Woche, und ja, unsere beiden Geschäftsführer berichten davon, dass sie samstags auch noch zur Schule mussten.

Doch nun steht die Zukunft vor der Tür und möchte sich, gemeinsam mit den jungen Talenten der Fachkräfte, Eintritt verschaffen. Und da diese, wie bereits in unserer letzten Kolumne angesprochen, in naher Zukunft das Zepter ergreifen werden, sollte man sich die Modelle der „New Work“-Bewegung zumindest durch den Kopf gehen lassen.

Homeoffice = Oldschool

Die Corona-Pandemie zwang viele Unternehmen, sich schneller zu verändern, als sie es geplant hatten. Quasi von einem Tag auf den anderen mussten Remote-Lösungen für den Arbeitsalltag geschaffen werden, ganze Geschäftsprozesse wurden der Cloud überantwortet, und Zoom wurde zum neuen Besprechungsraum. Doch an dieser Stelle kam die „Revolution“ noch nicht zum Halt. Zuerst hielten die flexiblen Arbeitszeiten und -Orte Einzug, um danach von der ominösen Idee der 4-Tage-Woche gefolgt zu werden.

Dabei erscheint vielen Arbeitnehmern die Möglichkeit des Homeoffice heute als reine Banalität, die sogar vom Gesetzgeber anerkannt und gestützt wird. Ist es da verwunderlich, dass in einer Zeit, in der durch künstliche Intelligenzen und Prozessoptimierungen viele Aufgaben automatisch erledigt werden können, der Arbeitnehmer nach Entlastung fragt?

Die 3 Gesichter der 4-Tage-Woche

Genau hier kommen wir zum Kern der Frage, denn unter dem Begriff der 4-Tage-Woche werden viele verschiedene Modelle zusammengefasst. Ob es um eine schlichte Reduzierung von Arbeitszeit und Gehalt auf 80% geht oder um eine Verkürzung der Zeit bei gleichbleibendem Fixum oder schlicht um eine Verteilung der 40-Stunden-Woche auf nur 4 Tage, macht nämlich einen großen Unterschied.

Doch verfehlt diese Differenzierung den eigentlichen Zweck der Diskussion. Im Kern begehren die meisten Arbeitnehmer eine Entlastung, ohne Einbußen im Verdienst hinnehmen zu müssen. Denn wenn man ehrlich ist, sind die Prozesse seit der Einführung der 40-Stunden-Woche inzwischen so weit fortgeschritten, dass man mit Arbeiten, die einst den Alltag in Bezug auf den Zeitaufwand bestimmt haben, heute nicht einmal mehr eine Mittagspause füllen könnte. Somit drängt sich für viele Mitarbeitende der Eindruck auf, dass die Technologie, die ihnen doch das Leben und die Arbeit erleichtern sollte, eher zu einer Flut an neuen Aufgaben geführt hat, statt zu einer Entlastung.

Regelmäßige Revolution

Der Arbeitsmarkt unterliegt wie alles im Leben dem ständigen Wandel. So wie Henry Ford den 8-Stunden-Arbeitstag einführte und es 1956 zur ersten Einführung der 40-Stunden-Woche kam, steht uns nun die nächste Revolution bevor.

Die Einführung eines neuen, kürzeren oder flexibleren Arbeitszeitsystems kann bisweilen auch Vorteile für das Unternehmen bringen. In Bezug auf Arbeitgeber-Attraktivität ergeben sich hieraus echte Pluspunkte, da es das „gute Betriebsklima“ und „Obstkörbe“ weit in den Schatten stellt.

Einschränkung der 4-Tage-Woche

Selbstverständlich kann dieses Modell nicht in allen Bereichen eines Unternehmens und in jeder Firma gleichermaßen verwirklicht werden. Produktion und Just-in-Time-Logistik machen es schwer, den Anschein der Innovation weiter zu verbreiten. Doch ist es nicht die radikale flächendeckende Umsetzung, die den Wandel ausmacht, sondern der Wille sich zu bewegen. Kompromisse und bereitwilliges Entgegenkommen können hier wichtige Signale für die Mitarbeitenden sein, die zeigen, dass die Zukunft anbricht.

 

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